Ratgeber


So löscht man Sodbrennen

So löscht man Sodbrennen

Dauerbrenner Reflux
Ob nach einer üppigen Mahlzeit oder zu viel Kaffee: Sodbrennen kennt jeder. Taucht es gelegentlich auf, reichen meist Hausmittel oder rezeptfreie Wirkstoffe aus der Apotheke. Wer ab er regelmäßig unter Sodbrennen leidet, sollte es besser ärztlich abklären.
  • Wie sich das Brennen seinen Weg bahnt

    Eigentlich ist der Weg in den Magen eine Einbahnstraße. Dafür sorgt ein Schließmuskel im Bereich der unteren Speiseröhre. Er öffnet sich nur, wenn Nahrung und Flüssigkeit abgeschluckt wird.. Danach verschließt er sich wieder und verhindert so, dass Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt.

    Ist dieser Mechanismus gestört, kann saurer Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen – das Sodbrennen. Begünstigt wird dieser auch Reflux genannte Vorgang durch drei Faktoren, die einzeln und kombiniert zum Tragen kommen:

    • Zu hohe Produktion der Magensäure durch bestimmte Speisen und Getränke. Zu regelrechten „Säurelockern“ gehören Kaffee und Alkohol sowie stark gewürzte oder fettige Speisen. Aber auch Schokolade und kohlensäurehaltige Getränke können die Magensäureproduktion ankurbeln.
    • Öffnung des unteren Speiseröhren-Verschlusses. Manche Arzneimittel senken die Spannung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels und ermöglichen damit das Zurückfließen des Mageninhalts. Dazu gehören beispielsweise einige Antidepressiva, die „Pille“, Herzpräparate wie Kalziumkanalblocker und Nitrate.
    • Verhalten und Zustände, die die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels beeinflussen. Hiermit sind Faktoren gemeint, die den Druck im Bauch erhöhen. Das ist zum Beispiel der Fall in der Schwangerschaft, bei Übergewicht, durch Vorneüberbeugen, im Liegen oder beim Tragen von stark einengenden Hosen.

    Hinweis: Auch Rauchen fördert Sodbrennen: Nikotin lässt den Schließmuskel erschlaffen und öffnet dem Reflux den Weg. Zudem reduziert Rauchen die Speichelproduktion und damit die Schutzschicht auf den Schleimhäuten der Verdauungsorgane. Schadstoffe, die aus dem Rauch über den Speichel in die Speiseröhre gelangen, reizen die Schleimhaut zusätzlich.

    Vom Reflux zur Krankheit

    Viele Gründe für Sodbrennen sind also harmlos und lassen sich leicht beseitigen. Treten die Beschwerden allerdings mindestens ein- bis zweimal pro Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Diese muss behandelt werden, weil sonst Schleimhautschäden an der Speiseröhre drohen. Diese sind dann wiederum ein Ausgangspunkt für weitere ernsthafte Erkrankungen. Sie reichen von blutenden Schleimhautgeschwüren über die narbige Verengung der Speiseröhre bis hin zu Speiseröhrenkrebs.

    Doch Sodbrennen begünstigt Krankheiten nicht nur. Es kann auch Symptom einer schon bestehenden Erkrankung von Magen oder Speiseröhre sein. Auch deshalb sollte wiederholtes Sodbrennen ärztlich kontrolliert werden. Zu den möglichen Ursachen gehören zum Beispiel der Zwerchfellbruch, aber auch der Reizmagen, die Magenschleimhautentzündung oder Ausstülpungen in der Speiseröhrenwand.

    Hinweis: Auch gelegentliches Sodbrennen kann bereits ein Warnzeichen sein, wenn es von Reizhusten, einer belegten Stimme oder einem schlechten Geschmack im Mund begleitet wird. Dies alles können Hinweise darauf sein, dass etwas mit dem Magen nicht in Ordnung ist.

    Hausmittel für den akuten Fall

    Muss Sodbrennen nicht ärztlich behandelt werden, gibt es viele Hausmittel gegen die Beschwerden. Bewährt haben sich:

    • Lauwarmes, stilles Wasser trinken. Dadurch gelangt die Säure wieder in den Magen, wo sie durch das Wasser verdünnt wird.
    • Statt Wasser ist auch Kamillentee günstig, dieser wirkt zusätzlich krampflösend und beruhigt die gereizte Schleimhaut. • Stärkehaltige Nahrungsmittel wie Weißbrot, Zwieback oder Bananen können die überschüssige Magensäure binden.
    • Kaugummikauen vergrößert die Speichelmenge und verdünnt die Säure.

    Zusätzlich kann man versuchen, Sodbrennen mit Allgemeinmaßnahmen entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen. Ihre Effektivität ist allerdings umstritten. Doch ausprobieren lohnt sich - immerhin sind sie im Gegensatz zu Medikamenten frei von Risiken und Nebenwirkungen. Empfohlen werden

    • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
    • Erhöhung des Kopfendes des Bettes
    • Verzicht auf Mahlzeiten zwei bis drei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen
    • Verzicht auf Alkohol und Nikotin.

    Hinweis: Natron neutralisiert die Magensäure. Deshalb wurde es früher oft bei Sodbrennen empfohlen. Heute rät man davon eher ab, weil durch Natron CO2 entsteht und der Druck im Magen erhöht wird — wodurch erneut Reflux droht.

    Medikamente gegen das Brennen

    Bleiben Hausmittel und Allgemeinmaßnahmen ohne ausreichende Wirkung, kommen Medikamente ins Spiel. Prinzipiell lässt sich Sodbrennen auf zwei Wegen behandeln: Entweder man neutralisiert die Säure mit sogenannten Antazida, oder man drosselt ihre Produktion mit Protonenpumpenhemmern bzw. H2-Blockern.

    Antazida. Neutralisierende Mittel beruhen auf dem Prinzip, dass sie die Magensäure durch die Zugabe einer Base neutralisieren (chemisch „puffern“). Sie sind sehr beliebt, weil sie die Beschwerden rasch lindern. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nur ein bis drei Stunden lang wirken. Konventionelle Vertreter aus Natriumhydrogen-, Kalzium- oder Magnesiumcarbonat haben zudem den Nachteil, dass es nach der Pufferwirkung zu einem reflexartigen Anstieg der Magensäure kommt. Außerdem verursachen sie häufig Blähungen. Ein neues Produkt aus Kalzium- und Magnesiumcarbonat und Feigenkaktus-Extrakt bildet zusätzlich einen Film, der die Schleimhaut vor Magensäure schützt. Andere schleimhautschützende Wirkstoffe wie Magaldrat und Hydrotalcit binden zusätzlich das Magenenzym Pepsin und Gallensäuren.

    Allgemein gelten für Antazida folgende Einnahmehinweise:

    • Kautabletten gründlich zerkauen. Nur so verteilen sich die Wirkstoffe gut im Magen.
    • Beutel mit Suspensionen müssen vor Gebrauch gut durchgeknetet werden.
    • Die Einnahme von Antazida sollte ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit erfolgen.

    Für Patienten, die aufgrund eines gestörten Schließmuskels an Sodbrennen leiden, gibt es als Behandlungsoption noch die Alginate. Diese legen sich wie ein Geldeckel auf den Mageninhalt und verhindern so, dass Magenbrei und -säure in die Speiseröhre zurückfließen. Alginate sind gut verträglich und dürfen auch in der Schwangerschaft eingenommen werden.

    Hinweis: Nehmen Sie Antazida nicht auf Dauer und in hoher Dosierung ein! Durch die darin enthaltenen Kalzium- und Magnesiumsalze kann es vor allem bei Nierenfunktionsstörungen zu erhöhten Kalzium- und Magnesiumspiegeln im Blut kommen, die schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.

    Die Produktion drosseln

    Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker. Beide Wirkstoffgruppen reduzieren die Produktion der Magensäure. Damit setzen sie sozusagen an der Wurzel des Übels an. Am wirksamsten sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Sie binden an die Protonenpumpen der Magenzellen, bremsen die Sekretion von Protonen (H+) in den Magen und damit die Entstehung der Säure.

    Gegen Sodbrennen dürfen sie im Rahmen der Selbstmedikation zwei Wochen, unter ärztlicher Aufsicht auch bis zu vier Wochen lang eingenommen werden. Am besten schluckt man PPI vor der Mahlzeit. Wichtig ist zudem, sich an die Anweisungen im jeweiligen Beipackzettel zu halten. PPI gelten vor allem bei kurzfristiger Einnahme als gut verträglich.

    Langfristig ist zu beachten, dass die therapeutisch gewünschte Verringerung der Säure die Aufnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffen beeinflussen kann:

    • So soll dadurch beispielsweise die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D beeinträchtigt sein. Bei Menschen mit Osteoporoserisiko ist unter PPI-Einnahme auf die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D zu achten.
    • Auch die Aufnahme von Vitamin B12 ist säureabhängig. Hier zeigt sich ein Mangel in Konzentrationsstörungen, Haarausfall, Mundwinkeleinrisse bis hin zur Blutarmut. Vegetarier, ältere Menschen und Patienten mit Nieren- oder Darmerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B12-Mangel. Bei ihnen sind unter PPI die Blutwerte zu prüfen und das Vitamin eventuell zu substituieren.
    • Wer länger als ein Jahr PPI einnimmt, kann einen Magnesiummangel entwickeln. Bei Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Muskelschwäche oder Herzrasen sollten auch hier die Blutspiegel kontrolliert werden.
    • Last but not least können PPI auf Dauer zu einem Eisenmangel mit all seinen Beschwerden von Müdigkeit, Haarausfall bis Blutarmut führen.

    Alternative zu den PPI sind H2-Blocker. Sie hemmen die Säureproduktion, indem sie an den säureproduzierenden Magenzellen andocken. Ihr Vorteil ist, dass sie vor allem nachts wirken, und zwar nach abendlicher Einnahme etwa zehn bis zwölf Stunden. Insgesamt sind sie allerdings weniger effektiv als PPI und werden deshalb seltener verordnet.

    Wenn gar nichts hilft: Operation

    Manchmal lässt sich der Reflux durch keine der genannten Maßnahmen oder Medikamente eindämmen. Dann ist die Reflux-Operation eine Option, um die Lebensqualität zu verbessern und die Schleimhaut der Speiseröhre vor Schäden zu schützen. Bei der sogenannten Fundoplicatio legt die Operateur*in einen Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre. Wenn sich der Magen dann beim Essen füllt, dehnt sich dieser Bereich wie ein Kissen aus und verhindert das Zurückfließen des Mageninhalts.

    Dieses Verfahren ist durchaus wirkungsvoll: Bei über drei Viertel der Operierten sind die Beschwerden auch zehn Jahre danach deutlich geringer oder sogar verschwunden. Auch objektiv lässt sich ein Effekt nachweisen. Bei knapp 90 % der Patient*innen verbessert sich der im Magen gemessene Säuregehalt, bei 70% normalisiert er sich sogar.

    DAZ 2021, Nr. 49, S. 46


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Was Männerknochen stabil hält

Was Männerknochen stabil hält

Osteoporose vorbeugen
Osteoporose ist kein reines Frauenproblem. Auch Männerknochen werden mürbe – und das meist mit drastischeren Folgen als bei Frauen. Lesen Sie hier, wann auch Männer an eine Osteoporose denken sollten und wie das Vorbeugen gelingt.
  • Später Bruch mit schweren Folgen

    Eigentlich sind Männer in Sachen Knochenstabilität klar im Vorteil: Denn bei Ihnen ist die sogenannte „Knochenmasse“ in aller Regel prinzipiell höher als bei Frauen. Hinzu kommt, dass Männer keine Menopause durchmachen – also die Phase, in der Frauen hormonell bedingt am schnellsten und am meisten Knochenmasse verlieren. Doch auch bei Männern gilt: Nach dem dritten Lebensjahrzehnt nimmt die Knochenmasse kontinuierlich ab. Und zwar so stark, dasswahrscheinlich jeder zehnte Mann über 65 von Osteoporose betroffen ist.

    Bei Männern reduziert sich die Knochenmasse allerdings eher schleichend. Deshalb kommt es bei im Vergleich zu Frauen meist erst viel später zu osteoporotischen Knochenbrüchen. Weil die betroffenen Männer dann aber schon sehr alt sind, stecken sie den Bruch deutlich schlechter weg als die vergleichsweise früher betroffenen Frauen. So zeigen Studien, dass über ein Drittel der Männer mit Hüftfraktur im ersten Jahr nach dem Trauma verstirbt. Und diejenigen, die überleben, kommen oft nicht mehr richtig auf die Beine.

    Warum Männerknochen brechen

    Und noch einen weiteren Unterschied zur „weiblichen“ Osteoporose gibt es. Frauen leiden in den meisten Fällen unter einer primären Osteoporose. Dazu zählt die Osteoporose auf Grund des altersbedingten Knochenabbaus und die postmenopausale Osteoporose. Die primäre Osteoporose wird begünstigt durch falsche Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel.

    Bei Männern hingegen ist die Osteoporose meist – in zwei Drittel der Fälle -sekundär, d.h., der Auslöser sind andere Erkrankungen wie z. B.

    • Hormonstörungen wie Hypogonadismus, Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperparathareoidismus
    • rheumatische Erkrankungen
    • Diabetes, chronische Nierenerkrankungen, Herzinsuffizienz
    • entzündliche Darmerkrankungen
    • alkoholische Lebererkankung, Alkoholismus.

    Auch die Einnahme von Medikamenten kann zu einer sekundären Osteoporose führen. Besonders häufig ist dies bei Glukokortikoiden der Fall. Hier kommt es manchmal schon nach drei Monaten Glukokortikoidtherapie zu einer verringerten Knochendichte. Ebenfalls begünstigt wird die Osteoporose durch Arzneimittel gegen männliche Geschlechtshormone, die beim Prostatakrebs verschrieben werden. Weitere knochengefährdende Arzneimittel sind Protonenpumpeninhibitoren zur Behandlung von Magengeschwüren, bestimmte Antidepressiva (SSRI), Insulinsensitizer zur Behandlung des Diabetes mellitus oder Antiepileptika und Immunsuppressiva.

    Tipp: Mit Hilfe eines Online-Tests kann man das eigene Osteoporose-Risiko abschätzen. Wer dabei mehr als fünf Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte das Thema Osteoporose bei der behandelnden Ärzt*in ansprechen.

    Obacht bei Rückenschmerzen im Alter!

    Leider ist es für Männer oft gar nicht so leicht, eine Osteoporose zu erkennen. Erst spät stellen sich Rückenschmerzen ein, z. B., wenn es durch den Knochenschwund zu Wirbelkörperbrüchen gekommen ist. Häufig wird eine Osteoporose auch dann entdeckt, wenn sich der Betroffene bei einem leichten Sturz Arm, Bein oder Hüfte bricht.

    b aufgrund von Rückenschmerzen oder zur Abklärung eines verdächtigen Knochenbruchs: Diagnostiziert wird die Osteoporose mit bildgebenden Verfahren. Die Knochendichtemessung (Dual X-ray-Absorptiometry, kurz DEXA) gibt Auskunft über die Qualität des Knochens. Gemessen wird an der Lendenwirbelsäule, am Oberschenkelhals und am Oberschenkelknochen. Das Ergebnis ist der T-Wert, der die sogenannte Knochenmineraldichte widerspiegelt. Ausschlaggebend für die Diagnose ist der niedrigste der drei ermittelten Werte. Ein T-Wert ≤2,5 gilt nach Vorgaben der WHO als Osteoporose. Bei Werten zwischen -1 und -2,5 handelt es sich um eine Osteopenie, die Vorstufe der Osteoporose.

    Neben der Knochendichtemessung helfen beim Verdacht auf Osteoporose auch konventionelle Röntgenaufnahmen. Sie zeigen auf, ob es schon zu osteoporotischen Veränderungen oder unbemerkten Brüchen an den Wirbelkörpern gekommen ist. Im Zweifel wird auch eine Kernspinuntersuchung herangezogen, da diese Veränderungen im Knochen noch deutlicher darstellt.

    Blutuntersuchungen gehören beim Abklären einer Osteoporose ebenfalls dazu. Sie geben nicht nur Aufschluss darüber, wie es mit dem Kalzium- und dem Vitamin-D-Haushalt aussieht. Die Bestimmung von Hormonen, Nieren- und Leberwerten lässt zwischen einer primären und einer sekundären Osteoporose unterscheiden und die Ursache für eine zugrundeliegende Erkrankung erkennen.

    Kalzium, Vitamin D und Osteoporosemedikamente

    Basis für die Knochengesundheit ist seine ausreichende Versorgung mit Kalzium (siehe unten). Ob neben der Ernährung eine zusätzliche Kalziumgabe in Form von Tabletten erforderlich ist, entscheidet die Ärzt*in. Das gleiche gilt für Vitamin D. Je nachdem wie hoch die Vitamin-D-Werte im Blut sind sind, rät die Ärzt*in zur Einnahme von Vitamin-D-Tabletten. Empfohlen wird dabei meist eine Tagesdosis von 800 bis 2000 IE (Internationale Einheiten).

    Spezielle Osteoporosemedikamente verbessern die Knochendichte und beugen damit Knochenbrüchen vor. Es gibt zwei Wirkansätze: Antiresorptive Substanzen wie Bisphosphonate oder Denosumab hemmen den Knochenabbau. Osteoanabole Wirkstoffe wie das Parathormon-Analogon Teriparatid fördern den Knochenaufbau Ihr Einsatz hängt von der gemessenen Knochendichte und dem Alter ab. Je älter der Patient ist, desto früher sollte damit begonnen werden. Nach den Leitlinien sollen Männer unter 50 Jahren bei einem T-Wert ≤ -4,0 spezifische Osteoporosemedikamente erhalten, 75-jährige Männern dagegen schon bei einem T-Wert ≤ -2,0.

    • Bisphosphonate wie Alendronat hemmen die Aktivität der knochenabbauenden Zellen und beugen nachgewiesenermaßen Knochenbrüchen vor. Ist noch kein osteoporotischer Knochenbruch aufgetreten, empfehlen Expert*innen die Einnahme für drei Jahre. Nach dem Absetzen geht man davon aus, dass der Knochen eine geraume Zeit stabil bleibt. Um dies zu überwachen sind regelmäßige Knochendichtemessungen erforderlich. Bisphoshonate können zu Magen-Darm-Unverträglichkeiten bis hin zu Magen- und Speiseröhrengeschwüren führen. Damit es dazu nicht kommt gelten folgende Einnahmeregeln:
      • Tabletten immer morgens auf nüchternem Magen und in aufrechter Position einnehmen.
      • Dazu ein großes Glas Leitungswasser trinken.
      • Das Frühstück frühestens eine halbe Stunde später einnehmen (bei anderen Bisphosphonaten wie Etidronat muss man sogar zwei Stunden nüchtern bleiben).
      • Frühestens 30 Minuten nach Einnahme des Wirkstoffs wieder hinlegen.
      • Um die Aufnahme der Wirkstoffe zu gewährleisten sind andere Medikamente nur mit größerem zeitlichen Abstand einzunehmen. Entscheidend dafür sind die Hinweise im Beipackzettel des jeweiligen Bisphosphonats.

    • Denosumab. Ein weiterer Hemmstoff des Knochenabbaus ist der Antikörper Denosumab. Er ist speziell zugelassen für Männer mit Prostatakrebs, die sich einer Hormonablationstherapie unterziehen (also künstlich den Testosteronspiegel gesenkt bekommen) und dadurch ein erhöhtes Osteoporose- und Knochenbruchrisiko haben. Er wird alle sechs Monate unter die Haut gespritzt.
    • Teriparatid. Für Männer mit besonders ausgeprägter Osteoporose und hohem Knochenbruchrisiko steht auch noch ein knochenaufbauender Wirkstoff zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein Analogon des körpereigenen Parathormons mit Namen Teriparatid. Es darf 24 Monate lang verabreicht werden, danach wird eine Therapie mit knochenabbauhemmenden Substanzen angeschlossen.

    Insgesamt haben spezifische Osteoporosemedikamente eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, weshalb sie meist nur für einen gewissen Zeitraum eingesetzt werden.

    Hinweis: Bei der sekundären Osteoporose ist die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung essenziell, damit sich der Knochen erholen kann. Ist die Ursache des Knochenabbaus ein Medikament, muss die Ärzt*in prüfen, ob man dieses vielleicht absetzen oder austauschen kann.

    Gezielt turnen und ins Korsett

    Zum Behandlungskonzept bei Osteoporose gehören auch physiotherapeutische Maßnahmen. Denn nur durch gezielte Übungen lässt sich die Beweglichkeit erhalten oder wiederherzustellen. Durch die Belastung bessern sich auch der Knochenstoffwechsel und der Aufbau von Knochensubstanz. Ein spezielles Gang- und Standtraining soll zudem Stürzen vorbeugen.

    Vor allem nach osteoporosebedingten Wirbelkörperbrüchen bekommt die Patient*in häufig ein modernes Stützkorsett verschrieben. Je nach Variante richten sie den Körper auf, geben Halt und fördern die aktive Korrektur der Wirbelsäule. Dadurch werden nicht nur die Schmerzen gelindert. Das Korsett ermöglicht auch, die Mobilität zu erhalten und Stürze zu verhindern.

    Hinweis: Männer sind im Alter häufig weniger autark als Frauen. Für sie sind daher Rehabilitationsmaßnahmen besonders wichtig, um ein ausreichendes Maß an Selbstständigkeit zu gewinnen oder bewahren.

    Gesunder Lebensstil beugt vor

    Vor einer Osteoporose ist niemand gefeit, denn älter wird jeder und weitere Risikofaktoren dafür gibt es viele. Mit einem gesunden Lebensstil kann man aber zumindest der primären Osteoporose vorbeugen:

    • Körperlich aktiv bleiben. Bewegung hält nicht nur den Knochen stark, sondern auch die ihn stützenden und führenden Muskeln, Sehnen und Bänder. Am besten ist es, täglich zu trainieren. Schon dreißig Minuten flottes Spazierengehen, Joggen oder Walken bringen den Stoffwechsel auf Trab und fördern damit auch die Versorgung des Knochens mit den nötigen aufbauenden Substanzen. Wer zusätzlich Muskelkraft und Koordination trainiert, beugt zudem Stürzen und damit Knochenbrüchen vor. Viele Fitnessstudios bieten spezielle Programme gegen Osteoporose an. Es lohnt sich, bei der Krankenkasse nachzufragen, ob diese die Kosten oder zumindest einen Teil davon übernimmt.
    • Knochenfreundlich ernähren. Eine gesunde Ernährung ist das A und O für den Knochenaufbau. Empfohlen wird die Aufnahme von 1000 bis 1500 mg Kalzium pro Tag. Gut geeignet sind Milch, Käse und Joghurt, aber auch Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Eine Scheibe Emmentaler (30 g) enthält beispielsweise etwa 330 mg Kalzium, ein Glas Milch oder Kefir 240 mg. Spitzenreiter bei den Gemüsen sind gegarter Blattspinat (310 mg Kalzium pro 210-g-Portion) und gegarter Grünkohl (280 mg/160 g). Andere wichtige Substanzen wie Folsäure, Kalium und Vitamin B12 sind in einer gesunden Mischkost meist ohnehin ausreichend erhalten.
    • Untergewicht vermeiden. Untergewicht ist ein Risikofaktor für die Osteoporose. Außerdem ist eine Gewichtsabnahme im Alter oft mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden. Der ideale Body Mass Index liegt zwischen 20 und 25.
    • Raus an die frische Luft! Sonnenlicht fördert die Bildung von Vitamin D, das im Körper zu Calcitriol umgebaut wird. Calcitriol ist wiederum notwendig, damit Kalzium über den Darm aufgenommen und in den Knochen eingebaut wird. Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, ist nach ärztlichem Rat die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten zu erwägen.
    • Rauchen und Alkohol vermeiden. Rauchen verengt die Blutgefäße und verschlechtert dadurch die Versorgung der Knochen mit Nährstoffen. In der Folge ist der Knochenaufbau gestört und es entwickelt sich leichter eine Osteoporose. Auch übermäßiger Alkoholkonsum reduziert die Knochendichte: Alkohol hemmt die knochenaufbauenden Zellen und hat negative Wirkungen auf den Vitamin-D-Stoffwechsel.

    Hinweis: Kalzium ist essenziell für die Knochen. Zuviel Kalzium ist aber auch nicht gesund. Bei einer täglichen Zufuhr über 1500 mg wird das Mineral über die Niere wieder ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion gestört, lagert sich das im Organismus angesammelte Kalzium in Gefäßen und Geweben ab und trägt zur Verkalkung bei.

    Quellen: DAZ 2021, Nr. 35, S. 4, RKI


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Eisenmangel erkennen und beheben

Eisenmangel erkennen und beheben

Frauen besonders gefährdet
Ständig erschöpft und müde? Dahinter steckt womöglich ein Eisenmangel. Vor allem bei Frauen ist der alles andere als selten – jede Zweite soll unterversorgt sein. Doch zum Glück lässt sich der Mangel mit Eisenpräparaten und der richtigen Ernährung gut beheben. Was dabei zu beachten ist, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber.
  • Ohne Eisen geht es nicht

    Eisen ist von zentraler Bedeutung für den menschlichen Organismus. Als Bestandteil des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) bindet es den lebenswichtigen Sauerstoff, damit dieser von der Lunge zu den Organen transportiert werden kann. Doch Eisen ist auch unverzichtbar für die Neubildung von Geweben und für den programmierten Tod alter, überflüssiger Zellen. Eine ganz entscheidende Rolle spielt es zudem bei der Energiegewinnung in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien. Durch diese vielen Aufgaben erklären sich auch die für einen Eisenmangel typischen Beschwerden. Fehlt dem Organismus Eisen, kommt es zu

    • Blässe (je nach Farbe des Teints manchmal nur an den Bindehäuten im Auge erkennbar)
    • Müdigkeit, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten
    • Mundwinkelrhagaden (raue, eingerissene Mundwinkel)
    • glatter Zunge, Zungenbrennen, Schluckbeschwerden
    • Haarausfall, brüchigen Fingernägeln.

    Hinweis: Fehlt Eisen, wird im zentralen Nervensystem zu wenig Dopamin gebildet. Eine Folge davon kann das Restless-legs-Syndrom sein. Wer darunter leidet, sollte deshalb unbedingt die Eisenspiegel prüfen lassen.

    Viele Gründe für den Eisenmangel

    Ein Erwachsener hat etwa 35 bis 40 mg Eisen pro Kilogramm Körpergewicht in sich. Davon gehen täglich etwa 1 mg durch Abschilferungen von der Darmschleimhaut, minimale Blutungen oder Schweißbildung verloren. Diese müssen über die Nahrung wieder ersetzt werden. Im Normalfall kann der Organismus aber nur etwa 10 % des in der Nahrung enthaltenden Eisens aufnehmen. Um 1 mg zu ersetzen, müssen also täglich 10 mg Eisen zugeführt werden.

    Stimmt die Balance zwischen Eisenverlust und Eisenaufnahme nicht, kommt es zu einem Eisenmangel. Gründe dafür gibt es viele.

    • Vermehrter Eisenverlust. Wichtigste Ursache ist hier die Menstruation, vor allem, wenn die Blutung besonders stark ist. Doch schon bei einer normalen Monatsblutung gehen etwa 40 bis 50 ml Blut verloren, was ungefähr 25 mg Eisen entspricht. Expert*innen gehen davon aus, dass fast die Hälfte aller gebärfähigen Frauen deswegen mit Eisen unterversorgt ist. Neben den physiologischen Blutverlusten durch die Menstruation können aber auch andere Blutverluste zu einem Eisenmangel führen. Dazu gehören beispielsweise chronische innere Blutungen bei Tumoren oder Magengeschwüren oder eine zu häufige Blutspende.
    • Mangel- oder Fehlernährung. Hier schlagen vor allem Diäten zu Buche. Vegetarier leiden oft unter einem Eisenmangel, weil das Eisen aus pflanzlichen Rohstoffen vom Darm schlechter aufgenommen wird als aus tierischen Lebensmitteln. Auch Magersüchtigen mangelt es aufgrund der insgesamt reduzierten Nahrungsaufnahme meist an Eisen.
    • Vermehrter Verbrauch. In Phasen des Wachstums braucht der Körper mehr Eisen. Hierzu zählen Kleinkinder und Heranwachsende. Bei Kindern wird die Häufigkeit des Eisenmangels auf 10 – 15% geschätzt. Besonders kritisch wird es für noch im Wachstum befindliche, pubertierende Mädchen. Bei ihnen kommt der vermehrte Bedarf mit dem über die Monatsblutung einsetzenden Verlust an Eisen zusammen. Auch Schwangere und Stillende benötigen mehr Eisen (siehe „Richtig ernähren“).

    Seltenere Ursachen für den Eisenmangel sind chronisch-entzündliche Prozesse wie die rheumatoide Arthritis oder die Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Zudem können einige Medikamente die Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes beschädigen und auf diese Weise zu inneren Blutungen führen. Typische Beispiele sind NSAR wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) oder Cox-2-Hemmer.

    Hinweis: Vorsicht Langläuferinnen! Extrem langes Laufen begünstigt Mikroblutungen im Darm und in der Harnblase. Außerdem werden massenweise rote Blutkörperchen in der Fußsohle zerquetscht. Es drohen damit Blut- und Eisenverluste, die bei kalorienreduzierter Diät und Fleischabstinenz häufig nicht ausreichend kompensiert werden.

    Wie wird der Eisenmangel diagnostiziert?

    Bei den oben genannten typischen Eisenmangel-Beschwerden ist eine Blutuntersuchung angezeigt. Die wichtigsten Werte sind das Serum-Ferritin, das Transferrin und der Hämoglobinwert. Mit ihnen lässt sich bestimmen, ob mit dem Eisenhaushalt alles in Ordnung ist, ob ein Mangel besteht und wenn, wie stark dieser ist.

    • Serum-Ferritin spiegelt das im Körper gespeicherte Eisen wider. Ist es erniedrigt, aber die anderen Werte noch normal, liegt ein prälatenter Eisenmangel vor (Eisenmangel Stadium I). Für die Bildung der roten Blutkörperchen reicht das Eisen noch aus, körperliche Beschwerden zeigen sich meist keine.
    • Im Blut ist das Eisen, das nicht im Hämoglobin benötigt wird, an Transferrin gebunden. Die Sättigung dieses Transportmoleküls ist das Maß für das zur Verfügung stehende Funktionseisen. Fällt der Wert unter 15%, spricht man von einem latenten oder funktionellen Eisenmangel (Stadium II). Es kann zu ersten Eisenmangelbeschwerden mit brüchigen Fingernägeln, Haarausfall oder Rhagaden kommen.
    • Eine manifeste Eisenmangelanämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration unter den Normwert sinkt (Stadium III des Eisenmangels). In diesem Fall reicht das Eisen nicht mehr, um ausreichend Hämoglobin zu bilden. Jetzt macht sich der Eisenmangel auch durch Blässe, Antriebslosigkeit, vermehrte Müdigkeit und Konzentrationsstörungen bemerkbar.

    Hinweis: Die Hämoglobinwerte sind alters- und geschlechtsspezifisch. Eine manifeste Eisenmangelanämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration unter folgenden Grenzwerten liegt: Kinder bis 4 Jahre < 11 g/dl, Kinder 5 bis 11 Jahre < 11,5 g/dl, Frauen < 12 g/dl, Männer < 13 g/dl.

    Behandlung des Eisenmangels

    Häufig ist eine Fehl- oder Mangelernährung als Ursache für den Eisenmangel plausibel. Dann muss die Betroffene mehr Eisen aufnehmen. Basis ist die ausreichende Eisenaufnahme über die Nahrung. Ob zusätzlich Eisenpräparate erforderlich sind entscheidet die Ärzt*in.

    Basis: die richtige Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung deckt den Eisenbedarf im Normalfall gut ab. Erwachsene Männer und Frauen nach der Menopause sollen etwa 10 mg Eisen am Tag zu sich nehmen, Schwangere 30 mg und Stillende 20 mg. Für Mädchen ab 10 Jahren und Frauen bis zur Menopause gelten 15 mg/Tag als ausreichend. Jungen von 12 bis 19 Jahren brauchen 12 mg Eisen am Tag. Besonders gut verwertet der Körper Eisen aus Fleisch. Wer auf Fleisch verzichtet, kann seinen Bedarf jedoch auch mit Haferflocken, Hirse, Sesam, Roter Beete, Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Kohlgemüse und Sauerkraut decken. Weniger ergiebig sind dagegen andere Gemüsesorten, Milchprodukte und Eier.

    Wenn Eisen substituiert werden muss

    Nicht immer reicht die Umstellung der Ernährung zur Behebung eines Eisenmangels aus. Dann verordnet die Ärzt*in Eisenpräparate mit zweiwertigem Eisen (Fe2+). Empfohlen werden dabei vor allem Eisen(II)-sulfate oder -fumarate. Sie sind in Form von Tabletten, Dragees oder flüssig einzunehmen. Damit es nicht zu einer Eisenüberladung des Organismus kommt, darf die Eisensubstitution nicht in Eigenregie erfolgen. Stattdessen berechnet die Ärzt*in, wieviel Eisen nötig ist. In der Regel geht man von 2 bis 6 mg Eisen pro Kilogramm Körpergewicht aus (100 bis 200 mg täglich).

    Leider verursachen Eisenpräparate zum Einnehmen oft Magenprobleme. Vor allem Übelkeit und Durchfall oder Verstopfung verleiten viele dazu, dass Präparat wieder abzusetzen. Durch Einnahme mit Nahrung werden die Beschwerden verringert. Der Preis dafür ist jedoch, dass der Darm das Eisen schlechter aufnimmt. Ein Kompromiss ist daher die Einnahme zwischen den Mahlzeiten.

    Allgemein ist bei der Einnahme von Eisenpräparaten folgendes zu beachten:

    • Einnahme vorzugsweise nüchtern, d.h. mindestens eine halbe bis eine Stunde vor oder nach dem Essen.
    • Treten nach einer Woche Eiseneinnahme immer noch Übelkeit und Magenbeschwerden auf, darf die Einnahme zu den Mahlzeiten erfolgen. Auf keinen Fall gleichzeitig konsumiert werden sollten aber Kaffee, Tee, Milch, Oxalate, Phytate (in Getreide, Hülsenfrüchten) und Antazida, weil diese die Aufnahme von Eisen sogar behindern.
    • Eine weitere Option bei anhaltender Übelkeit ist die, das Präparat (mach ärztlichem Rat) zu wechseln.
    • Um die Aufnahme von Eisen im Darm zu erhöhen, kann zeitnah Vitamin C eingenommen werden.
    • Werden die empfohlenen Eisen(II)-Präparate nicht vertragen, kann die Substitution mit Eisen(III)-hydroxid-Polymaltose versucht werden.
    • Bei regelmäßiger, täglicher Eiseneinnahme steigt die Bildung von Hepcidin, einem Protein, dass die Aufnahme von Eisen aus dem Darm blockiert. Um dies zu verhindern ist es günstig, bei leichtem oder mäßigem Eisenmangel die Eisenpräparate nur alle zwei Tage einzunehmen. Dies darf allerdings nur nach ärztlichem Rat erfolgen.

    Tipp: Wer die Eisenpräparate zum Einnehmen gar nicht verträgt, kann sich das Eisen infundieren lassen. Allerdings übernehmen die Krankenkassen dann nur in manchen Fällen die Kosten, z. B. wenn bereits eine Anämie vorliegt. Zudem ist die Gefahr einer Überdosierung bei der intravenösen Gabe höher.

    Hinweis: Das Beheben einer Eisenmangelanämie erfordert Geduld. Zwar steigt das Hämoglobin bei Eisenzufuhr schnell an. Bis Normwerte erreicht sind, dauert es manchmal jedoch einige Wochen. Ist der Hämoglobinwert wieder in Ordnung, sollte die Eiseneinnahme noch ein bis drei weitere Monate lang fortgesetzt werden.

    Monatsblutung eindämmen

    Bei Frauen ist häufig eine verstärkte oder verlängerte Monatsblutung am Eisenmangel beteiligt. Zur Behandlung der sogenannten Menorrhagie empfehlen Expert*innen häufig die Pille, und zwar in kombinierter Form (Östrogen und Gestagen). Bei drei Viertel der Betroffenen bessern sich dadurch die verstärkten Monatsblutungen und damit der Eisenverlust. Zu bedenken sind bei der Einnahme eines Hormonpräparats natürlich immer die möglichen Nebenwirkungen (Lidbidoverlust, Thromboserisiko). Ob zusätzlich eine Eisensubstitution erforderlich ist entscheidet die Ärzt*in anhand der Eisenwerte im Blut.

    Tipp: Frauen mit Kinderwunsch sollten frühzeitig ihre Eisenwerte überprüfen lassen. Sind die Eisenspeicher vermindert, macht es Sinn, sie schon vor der Empfängnis wieder aufzufüllen.

    Wenn die Eisensubstitution nicht reicht

    Bei einer Eisenmangelanämie kontrolliert die Ärzt*in meist eine Woche nach Beginn der Eisentherapie die Blutwerte. Steigen Hämoglobinwert und die Anzahl der Vorstufen der Blutkörperchen (Retikulozyten) im Blut nicht an, muss die Diagnostik erweitert werden. Das gilt natürlich auch für die Fälle, bei denen von vorneherein Hinweise auf eine Grunderkrankung bestehen.

    Bei Frauen empfiehlt sich dazu eine gynäkologische Untersuchung. Dabei lassen sich z. B. die vor den Wechseljahren häufig auftretenden gutartigen Geschwulste der Gebärmutter feststellen. Als weitere wichtige Quelle für einen Eisenmangel muss der Magen-Darm-Trakt untersucht werden, um eventuelle blutende Magengeschwüre, Tumoren oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen nicht zu übersehen. Die dafür eingesetzten Verfahren reichen vom Stuhltest auf verstecktes Blut bis zur Magen- oder Darmspiegelung.

    Quellen: Leitlinie Eisenmangelanämie, DAZ 2021, Nr. 31, S. 32


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Gel und Pflaster gegen Rückenschmerz

Gel und Pflaster gegen Rückenschmerz

Schmieren statt schlucken
Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit: Über 60 Prozent der Deutschen haben im Alltag damit zu kämpfen. Wer keine Tabletten einnehmen möchte, bekommt die Beschwerden oft mit Schmerzgelen und Wärmepflastern in den Griff. Lesen Sie, wie man diese anwendet und was man sonst noch gegen Rückenschmerzen tun kann.
  • Zivilisation nagt am Rücken

    Die moderne Lebensweise tut dem Rücken nicht gut. Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig, sitzen zuviel und leiden unter Stress. Übergewicht und Haltungsfehler kommen dazu, manchmal auch falsches Heben oder Tragen. Aber auch Überlastungen durch ungewohnte Kraftanstrengungen können zu Rückenschmerzen führen – z. B., wenn man die Wohnung neu tapeziert oder den gesamten Holzvorrat für ein Jahr hackt.

    In den allermeisten Fällen handelt es sich dann um die sogenannten „unspezifischen Rückenschmerzen“. Das bedeutet, dass sich nicht genau sagen lässt, welche Struktur hinter den Beschwerden steckt. Seltener sind spezifische Rückenschmerzen. Sie entstehen durch eindeutig diagnostizierbare Ursachen wie Knochenbrüche nach Stürzen, Bandscheibenvorfälle, Tumoren, rheumatische Erkrankungen oder Osteoporose.

    Auch Erkrankungen der inneren Organe können sich durch Schmerzen im Rücken bemerkbar machen. Dies ist besonders oft bei Eierstock- oder Nierenentzündungen der Fall.

    Hinweis: Treten zusätzlich zum Rückenschmerz Lähmungen, Probleme beim Wasserlassen oder Taubheitsgefühle auf, ist unbedingt eine Arztpraxis aufzusuchen. Das Gleiche gilt, wenn Fieber oder Gewichtsverlust dazukommen oder die Beschwerden nach drei bis fünf Tagen nicht nachgelassen haben.

    Was hilft im akuten Fall?

    Früher wurde bei akutem unspezifischem Rückenschmerz Schonung und Bettruhe empfohlen. Heute hingegen raten Ärzt*innen zu sanften Bewegungen, um den Rücken wieder fit zu bekommen. Dazu gehören beispielsweise Spazierengehen oder auch Tai-Chi. Manchmal ist das allerdings nur möglich, wenn der akute Schmerz parallel therapiert wird. Hier kommen Wärme und rezeptfreie Schmerzmittel ins Spiel.

    Schmerzhafte Muskelverspannungen lassen sich gut durch Wärme lockern. In Frage kommen viele unterschiedlichen Wärmequellen. Wer möchte, kann ein elektrisches Wärmekissen, eine Heizdecke oder ein aufgewärmtes Körnerkissen verwenden. Auch Wärmebäder eignen sich gut. Besonders praktisch sind jedoch Wärmepflaster oder -salben aus der Apotheke. Sie haben den Vorteil, dass man sie auch während der alltäglichen Verrichtungen tragen kann – und somit mobil bleibt. Ihre Wirkstoffe fördern die Durchblutung, teilweise unterdrücken sie auch die Schmerzimpulse. Bei der Anwendung ist auf Folgendes zu achten:

    • Pflaster dürfen nur auf trockene, intakte Haut geklebt werden.
    • Nach Berühren des Pflasters unbedingt die Hände gut waschen, damit der Wirkstoff nicht in die Augen oder an die Schleimhäute gerät. Das gilt auch bei Cremes oder Balsam.
    • Keine anderen Cremes oder Gele auf die gleiche Hautstelle schmieren, damit die Aufnahme der Wirkstoffe nicht behindert wird.
    • Keine zusätzliche Wärme (zum Beispiel Heizkissen) anwenden, weil sonst die Durchblutung zu stark angeregt wird.

    Ein beliebter schmerzlindernder Wirkstoff ist Capsaicin aus dem Cayennepfeffer. Capsaicin nützt doppelt: Zum einen fördert es die Durchblutung, zum anderen übererregt es die Schmerzrezeptoren. Das macht die Schmerzzellen im Rückenmark vorübergehend unempfindlich, was die Weiterleitung von Schmerzimpulsen an das Gehirn unterdrückt. Capsaicincreme darf dreimal täglich aufgetragen werden und das Pflaster bis zu zwölf Stunden auf der Haut verbleiben. Mögliche Nebenwirkungen sind Quaddeln, Juckreiz oder Bläschen.

    Hautverträglicher als Capsaicin sind Umschläge mit Wärmezellen, die Eisenpulver enthalten. Die wohltuende Wärme entsteht dadurch, dass das Eisenpulver mit Luftsauerstoff oxidiert. Deshalb darf die luftdichte Verpackung auch erst unmittelbar vor dem Aufkleben geöffnet werden.

    Manchen Patient*innen hilft bei Schmerzen auch Beinwellwurzel-Fluidextrakt. Er enthält Allantoin, Schleimpolysaccharide und Gerbstoffe und ist für die Behandlung von Muskelschmerzen zugelassen. Auch ätherische Öle sollen gegen Rückenschmerzen helfen. Expert*innen zufolge ist ein eventueller Effekt jedoch eher auf die einreibende Massage als auf die Inhaltsstoffe zurückzuführen.

    Hinweis: Vorsicht bei der Verwendung von Heizdecken und Heizkissen. Um die Brandgefahr zu mindern, sollten diese immer eine Abschaltautomatik besitzen.

    Schmerzmittel zum Schmieren

    Schmerzmittel gibt es nicht nur als Tabletten zum Schlucken, sondern auch als Gele oder Cremes zum Auftragen auf die Haut. Inhaltsstoffe dieser lokalen Schmerzmittel sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), d.h. Wirkstoffe, die schmerzlindernd und antientzündlich wirken. Ob sich Rückenschmerzen damit „wegschmieren“ lassen, wird kontroverser diskutiert. Denn in bisher durchgeführten, standardisierten Studien konnte die Wirkung von Schmerzgelen oder -cremes noch nicht belegt werden.

    Dennoch berichten viele Rückenschmerzpatient*innen von positiven Erfahrungen mit Schmerzgelen, -cremes oder pflastern. Wer seine unspezifischen Rückenschmerzen also mit lokalen NSAR angehen möchte, sollte die Präparate drei- bis viermal täglich auftragen, Forte-Wirkstoffe aufgrund höherer Dosierung nur zweimal am Tag. Im Zweifel fragt man am besten seine Apotheker*in.

    Wie gut die Wirkstoffe die Hautbarriere überwinden und dort ankommen, wo sie wirken sollen, hängt von der Art der Zubereitung ab. Manchen Präparaten sind Penetrationsförderer beigemischt, die die Aufnahme beschleunigen. Am schnellsten wirken Emulsions- und Mikrogele. Bei Ersteren sind die Wirkstoffe in Öltropfen angereichert, bei Mikrogelen in Mizellen eingeschlossen. Beides beschleunigt den Transport des NSAR durch die Haut und dadurch die Schmerzlinderung.

    Hinweis: Bei den Schmerzgelen gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei den Wärmepflastern. Sie dürfen nur auf intakte Haut geschmiert werden und nach dem Auftragen sollte man die Hände waschen, damit kein Wirkstoff in die Augen gerät.

    Bewegung gegen chronische Rückenschmerzen

    An ihre Grenzen kommen Pflaster und Cremes bei Fällen von chronischen Rückenschmerzen. Dann werden sie zwar begleitend eingesetzt – ohne Verhaltensveränderung ist ein längerfristiger Behandlungserfolg aber unwahrscheinlich. Die wichtigste Maßnahme ist Bewegung. Gut geeignet dafür sind Sportarten wie

    • Schwimmen
    • Pilates
    • Funktionstraining
    • Nordic Walking
    • Yoga und Tai-Chi.

    Hilfreich ist es auch, Entspannungstechniken zu erlernen. Manche Betroffenen profitieren von der Akupunktur. Abgeraten wird dagegen von Stromtherapien (TENS, Interferenztherapie), Magnetfeldtherapie, Lasern oder Kinesio-Taping – sie alle bringen beim chronischen Rückenschmerz keine Linderung.

    Hinweis: Lassen Sie sich bei jeder Sportart von einem Trainer anleiten, damit Sie die Bewegungen rückenschonend und -stärkend ausführen. Gehen Sie beim Trainieren nicht über Ihre Grenzen.

    Vorbeugen ist besser als heilen

    Wer beruflich im Alltag viel stehen, heben oder tragen muss, profitiert von einer Rückenschule. Dort lernt man, wie man im Alltag eine rückenfreundliche Haltung einnimmt. Diese Tipps helfen dabei:

    • Möglichst immer hüftbreit stehen und das Körpergewicht auf beide Füße gleichmäßig verteilen.
    • Immer wieder umhergehen und nicht zu lange in einer Position verharren.
    • Dynamisch sitzen, d.h. die Sitzposition immer wieder verändern.
    • Bei überwiegend sitzender Tätigkeit jede Stunde aufstehen (daran kann man sich z. B. von seiner Smartwatch erinnern lassen!), umhergehen, kleine Körperübungen machen.
    • Zum Aufheben schwerer Gegenstände mit geradem Rücken in die Hocke gehen und die Beine leicht nach außen spreizen.
    • Immer beide Hände zum Tragen schwerer Lasten benutzen, den Rücken aufrecht und den Gegenstand nah am Körper halten.

    Quelle: Leitlinie Kreuzschmerz; Ines Winterhagen, DAZ 2021; Nr. 28, S. 46


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